Mein Weg zur Permakultur

(ein Beitrag von Adi Herzog)

irgendwann im Jahr 2016 bekam ich ein Buch über Anastasia, eine russische Schamanin, in die Hand, damit nahm alles seinen Anfang.

Ich war schon vorher nicht damit zufrieden, was wir an Lebensmitteln zum Kauf angeboten bekommen; es gibt fast keine Nahrungsmittel mehr, die nicht schon eine chemische oder zumindest thermische Behandlung erfahren haben, bevor sie in den Verkauf kommen. Und so keimte in mir nun der Wunsch, mich selbst mit dem Nötigsten zu versorgen. Dazu kam die Information, dass viele Länder das Bargeld abschaffen möchten und ich mir ein Szenario ausgemalt hatte, wie es wäre, wenn bei uns für ein paar Tage der Strom ausfallen würde…es gäbe keine funktionierenden Kühlsysteme, die Lebensmittel dürften nicht mehr verkauft werden, weil die „Kühlkette“ unterbrochen ist und wie soll ich denn die noch verfügbaren Waren bezahlen, wenn kein Kartenlesegerät funktioniert und auch das öffentliche Kommunikationsnetz tot ist.

Es bleibt in letzter Konsequenz nur noch übrig, zumindest einen großen Teil des Eigenbedarfs selbst anzubauen. Nachdem ich mich nun bisher nicht wirklich mit dem Anbau von Lebensmitteln beschäftigt hatte suchte ich nun im Internet, wie so etwas funktionieren könnte, immer auch vor Augen, dass ich schon etwas älter bin und mein Rücken auch nicht mehr beliebig belastbar ist. So fand ich Beiträge von Sepp Holzer und auch Bernhard Gruber über Permakultur. Fasziniert hat mich, dass so ein System, wenn es einmal richtig angelegt ist, auch zukünftig von alleine funktionieren sollte. Ich wollte mehr. So suchte ich nach zeitnah verfügbaren Kursen, die auch einigermaßen so aussahen, als gäbe es dort seriöse Informationen und die auch über Wochenenden stattfanden. Und so kam ich letztendlich zu Permakultur-Austria-Akademie, wo ich im Herbst 2016 einen Zertifikatskurs belegte.

Aber mit dem, was dann kam, hatte ich nicht gerechnet. Zum Einen beschäftigte mich das Thema nun rund um die Uhr-ich glaube ich habe in meinem Leben noch nie in so kurzer Zeit so viele Bücher gelesen- und es blieb nicht aus, dass ich den Wunsch hatte, mich wieder zu engagieren.

Nun war auf einmal nicht mehr nur der Wunsch nach Selbstversorgung vorhanden, sondern es ging plötzlich um sehr viel mehr. Die Permakultur-Prinzipien:

1. Sorge um die Erde,

2. Sorge um die Menschen,

3. Faires Teilen, zwangen mich, zumindest einmal über die Konsequenzen nachzudenken.

Beginnend mit der Sorge um die Erde,  ist es erst mal einfacher, den Blick etwas weiter in die Ferne schweifen zu lassen, es tut nicht so sehr weh, sich z.B. über die Abholzung des Urwaldes in Südamerika und Asien aufzuregen oder über das Land-Grabbing in Afrika, aber dann fällt auch bald der Blick auch auf unsere nähere Umgebung.

Bei uns gibt es immer mehr industrielle Landwirtschaft, die „kleinen“ Bauern müssen notgedrungen aufgeben; der Humusgehalt der Böden nimmt stetig ab; es werden immer mehr Flächen versiegelt; die Lebensmittel werden mit einem immensen Aufwand an Chemikalien erzeugt und immer mehr Menschen müssen hungern (Punkt 2), obwohl die Industrie versprochen hatte, mit der Gentechnik den Hunger in der Welt zu besiegen.

Zur Sorge um die Menschen kommt heute zwangsläufig hinzu, dass es immer mehr Unruhen und Kriege auf dieser Welt gibt, angezettelt von wem auch immer, bei denen es darum geht, dass Länder und Konzerne um die wichtigsten Rohstoffe dieser Erde kämpfen und Menschenrechte meistens nur als Vorwand dienen. Wie sonst kann es sein, dass im reichsten Kontinent der Erde, Afrika, die größte Armut herrscht.

Und wenn nun die Leute aus den Kriesengebieten fliehen, die durch die Profitgier zerstört werden und in unser Land, das zu einem nicht unerheblichen Teil an der Misere schuld ist, kommen möchten, dann ist es ziemlich schnell vorbei mit der ach so großen christlichen Nächstenliebe…

Dies ist natürlich eine sehr einfache, plakative Darstellung.

So ist aber nun aus dem Wunsch nach Selbstversorgung mit Permakultur plötzlich auch eine politische Komponente dazugekommen und es sollte nun ein Engagement mit Flüchtlingen werden.

Es fanden sich 10 Einwohner aus Hohenkammer und ca. 10 Asylbewerber zusammen, die dieses Projekt an den Start brachten.

Erfreulich ist, dass die meisten deutschen Mitglieder auch in einem Asyl-Helferkreis engagiert sind.

Letztendlich bekam ich im Januar 2017 ein Stück Land (1000qm) zur Pacht angeboten, auf dem wir nun im ersten Jahr einiges an Gemüse und Kräutern angebaut hatten.

Auch dieses Jahr werden wir auf konventionellen Beeten ökologische Mischkultur anbauen und als längerfristiges Projekt soll ein Waldgarten entstehen.

Gewürdigt wurde dieses Projekt vom BMEL (Landwirtschaftsministerium) mit einer Förderung anlässlich des Förderprojektes „500 Landinitiativen“.

Allerdings verstehe ich in dem Zusammenhang bis heute nicht den Spagat des Landwirtschaftsministers, einerseits ein durch und durch ökologisches Projekt zu fördern und andererseits weiterhin Glyphosphat zu erlauben.